Oops, an error occurred! Code: 20241018131610cbcac0dd


Zur Themen-Übersicht

Interview

Die Auswirkungen von Corona auf die Geschäftszahlen

Wie schlägt die Corona-Pandemie auf Geschäftszahlen und Finanzergebnis durch? Finanzchef Klaus Müller erklärt im Gespräch, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf die Geschäftszahlen hat – und eventuell noch haben wird.

PostED express:  War das erste Halbjahr wirtschaftlich ein gutes Halbjahr?
Klaus Müller: Operativ ja. Wir konnten den Betriebsertrag um 49 Millionen Euro auf 532 Millionen Euro steigern. Dahinter stehen im Wesentlichen eine positive Preisentwicklung im Vertriebsgeschäft Strom, gestiegene Stromhandelsmengen, ein Anstieg der durchlaufenden regulatorischen Geschäfte sowie höhere Netznutzungserlöse.
 

PostED express: Welche Effekte hatte die Corona-Pandemie auf die Geschäfte?
Klaus Müller: Zunächst einmal, und das wird niemanden überraschen, ging der Stromverbrauch zurück. Und zwar nicht bei unseren Privatkunden, sondern bei der Mehrzahl unserer industriellen Kunden. Hier hatten wir einen deutlichen Absatzrückgang um 123 Millionen Kilowattstunden. Die daraus resultierenden überschüssigen Strommengen haben wir im Großhandel weiterverkauft, aber durch die Corona-Pandemie waren auch die Großhandelspreise niedriger. Insgesamt haben uns die Absatzrückgänge durch Corona damit 2 Millionen Euro gekostet.
 

PostED express: Hatte Corona in finanzieller Hinsicht weitere negative Folgen?
Klaus Müller: Ja, der Preiseinbruch an den Großhandelsmärkten hat dazu geführt, dass unser Ergebnis um weitere 2 Millionen Euro belastet wurde. Wir mussten die Rückstellung für langfristige Strombeschaffungsverträge erhöhen. Außerdem hat der Schweizer Franken gegenüber dem Euro nochmals deutlich an Wert gewonnen. Da ein Teil der Kosten, z. B. Wasserrechtszinsen sowie Löhne und Gehälter, in Schweizer Franken bezahlt werden, führte die zu einer weiteren Belastung von rund 1 Million Euro.
 

PostED express: Aber operativ, in den Geschäftsfeldern, war es dennoch ein gutes erstes Halbjahr, trotz der Belastungen von 5 Millionen Euro durch Corona-Folgen?
Klaus Müller:  Ja, die negativen Auswirkungen von Corona wurden durch andere Effekte mehr als ausgeglichen. Insgesamt konnten wir unseren Strom zu besseren Preisen als im Vorjahr vermarkten. Dazu kommt, dass wir mehr Strom produzieren konnten. Am Hochrhein war die Produktion schlechter als im Vorjahr, aber im Wallis überdurchschnittlich, mehr als ein Fünftel über dem 10-Jahresdurchschnitt. Wie ich eingangs schon erwähnt habe, hat sich auch das Stromhandelsgeschäft vergrößert. Und im Netzbereich, wo viele Preise regulatorisch festgelegt sind, konnten wir höhere Kosten für Personal und für Investitionskapital abrechnen. Übrigens sind wir auch im Photovoltaikgeschäft gut vorangekommen. Die Kosten konnten gesenkt und das Vertriebsgeschäft gesteigert werden.

„Operativ wurden die negativen Auswirkungen von Corona durch andere Effekte mehr als ausgeglichen. Insgesamt konnten wir unseren Strom zu besseren Preisen als im Vorjahr vermarkten. Dazu kommt, dass wir mehr Strom produzieren konnten.“

Klaus Müller, Leiter Finance + Services

PostED express:  Die Geschäftsfelder haben sich also insgesamt positiv entwickelt, gilt das auch für den Gewinn?
Klaus Müller: Um es direkt zu sagen: leider nein. Der Periodengewinn, also der Gewinn für das Halbjahr, beträgt 7,8 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es für das erste Halbjahr 13,4 Millionen Euro. Hinter dieser negativen Entwicklung steht, dass unser Kapitalvermögen wegen der Corona Krise nicht die geplanten Erträge erzielt hat. Dies belastet unser Ergebnis.
 

PostED express: Wird sich die Corona-Pandemie auch im zweiten Halbjahr auswirken?
Klaus Müller:  Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Lockdown sind massiv. Für die Wirtschaftsleistung in der EU wird ein Rückgang von rund 9 % in diesem Jahr erwartet. Wir nehmen an, dass wir auch im zweiten Halbjahr 2020 die wirtschaftlichen Auswirkungen spüren werden. Daher gehen wir davon aus, dass wir den anstrebten EBIT (Gewinn vor Abzug von Steuern und von Zinsaufwendungen) von 41 Millionen Euro zum Jahresende nicht erreichen werden. Allerdings sind momentan selbst kurzfristige Prognosen von großer Unsicherheit gekennzeichnet.


Weiteres Thema in der PostED express SPEZIAL

Halbjahreszahlen

Trotz Corona ist das Halbjahresergebnis deutlich besser als im Vorjahr

Das erste Halbjahr 2020 war geprägt durch die Corona-Pandemie. Sie hat sich auch wirtschaftlich auf die Energiedienst-Gruppe ausgewirkt. Dennoch waren die positiven Einflüsse auf das operative Ergebnis stärker.

Zu den Halbjahreszahlen 2020