Vorausschauend: ED Netze mit Messstrategie fürs Niederspannungsnetz
Rheinfelden, 26. April 2022. ED Netze GmbH hat schon jetzt die Zukunft im Blick, wenn im Zuge der Energiewende auch im Niederspannungsnetz immer mehr Steuerungsaufgaben anfallen werden. Dafür braucht es rechtzeitig mehr Transparenz im Netz, die über Live-Daten sichergestellt wird. Der südbadische Netzbetreiber hat daher eine weitsichtige Messstrategie erstellt. Dafür wurden auf Basis einer Evaluierung aller ED-Netze-eigenen Ortsnetzstationen in Zusammenarbeit mit enersis suisse AG insgesamt 460 Trafostationen ausgemacht, die gemessen werden sollen. Diese werden mit patentierter Stromnetzsensorik von SMIGHT ausgestattet. 2022 werden dafür SMIGHT-Sensoren der 2. Generation in 100 Umspannstationen eingebaut, nachfolgend sollen zusammen noch einmal 180 weitere Stationen smarter werden. Bereits 2021 wurden 180 Stationen mit SMIGHT-Geräten der 1. Generation ausgestattet.
Weil der Strom nun zwei Richtungen kennt
Bislang waren die Stromnetze auf einen Energiefluss ausgelegt, der nur eine Richtung kannte – vom Erzeuger zum Verbraucher. Das ändert sich durch die wachsende Zahl dezentraler Einspeiseanlagen. Dafür braucht es eine Messdaten-Erfassung, die aus den Ortsnetzstationen perspektivisch intelligente Knotenpunkte macht.
Dazu Franziska Heidecke, Fachbereichsleiterin „Digitalisierung und Innovation“ bei ED Netze: „Schon jetzt ist klar, dass wir Verteilnetzbetreiber langfristig ein smartes Einspeise- und Lastmanagement auf den letzten Metern zwischen den Ortsnetzstationen und den einzelnen Haushalten und Verbrauchern benötigen. Nach dem Einbau des SMIGHT Grid-Systems im Vorjahr in 180 Stationen unseres Niederspannungsnetzes in und um Donaueschingen haben wir festgestellt, wie uns die Live-Messdaten bei der bedarfsorientierten Netzplanung helfen. Daher werden wir diese Datenerfassung auf unser ganzes Netzgebiet ausweiten. Mit dem Aufrüsten von rund zehn Prozent aller Ortsnetzstationen können wir unser Versorgungsgebiet zukünftig optimal betrachten.“
Vom Wahlverhalten bis zur Sonnenscheindauer
Für die Auswahl der einzubindenden Ortsnetzstationen wurde enersis mit einer breit angelegten Datenanalyse beauftragt. Das Schweizer Software-Unternehmen griff nicht nur auf anonymisierte Stammdaten des südbadischen Netzbetreibers zurück, sondern setzte bei seiner Evaluierung, welche Trafostationen für eine zukunftsfähige Messstrategie sinnvoll sind, zudem auf eine Vielzahl externer Daten.
Thomas Koller, enersis-Geschäftsführer, erklärt: „Es wurden rund 230 technische, kaufmännische wie auch soziodemographische Eigenschaften betrachtet. Neben dem bisherigen und prognostizierten Hochlauf der Erneuerbaren Energien flossen auch die Sonnenscheindauer, die Anzahl der Einfamilienhäuser und das Wahlverhalten mit in die neue Cluster-Methodik und -Auswertung der Ortsnetzstationen von ED Netze ein, um nur ein paar Beispielfaktoren zu nennen. Dies geht weit über das hinaus, was dafür üblicherweise betrachtet wird. Das ‚Spannende‘ daran: Aufgrund der Fülle an verwerteten Daten haben wir dabei auf Künstliche Intelligenz gesetzt. Die Komplexität der Datenvielfalt wäre sonst kaum zu bewältigen gewesen.“
Der Informatiker ergänzt: „Damit haben wir zusammen mit ED Netze deutschlandweit eine Benchmark gesetzt, wie differenziert Ortsnetzstationen-Cluster heute gebildet werden können – und wie fundiert damit die Messstrategie eines Netzbetreibers vorbereitet werden kann.“
Einbau von Sensoren der 2. Generation
Fortgesetzt wird damit die erfolgreiche angelaufene Zusammenarbeit mit SMIGHT. Die 2021 verbauten SMIGHT-Sensoren messen bereits die Stromstärke an den einzelnen Abgängen der Ortsnetzstationen und liefern viertelstündlich detaillierte Informationen, wann dort wo wie viel Strom in Summe verbraucht wird. 2022 kann ED Netze nun SMIGHT- Geräte der 2. Generation einbauen, die nicht nur den Strom, sondern auch die Spannung messen – und damit auch die Richtung des Stromflusses erfassbar machen.
„Ein großer Vorteil“, betont Franziska Heidecke von ED Netze: „Bislang konnten wir mit SMIGHT Grid bereits in Echtzeit und standortgenau feststellen, wo die Stromnetze an ihre Kapazitätsgrenzen kommen. Jetzt aber werden wir auch wissen, ob wir zum Abfragezeitpunkt eine Nachfrage- oder Einspeise-Situation an den Abgängen der Ortsnetzstation haben. Dadurch werden die Messdaten noch wertvoller für unsere vorausschauende Netzplanung – und eine ideale Basis für zukünftige Steuerungsaufgaben im Niederspannungsnetz.“
Bild 1: ED Netze GmbH plant weiteren Roll-out von SMIGHT-Sensorik. Umfangreiche Datenanalyse ist Grundlage der weitsichtigen Messstrategie.
Bild 2: Der Sensor „SMIGHT Grid“ misst die Stromstärke an den einzelnen Abgängen und überträgt diese verschlüsselt und in Echtzeit über das Mobilfunknetz an eine IoT-Plattform von SMIGHT. (Foto: ED Netze GmbH / Roland Sigwart)
Unternehmensinformation
Die ED Netze GmbH ist der Netzbetreiber für Südbaden. Rund 350 Mitarbeiter sorgen für eine sichere Stromversorgung der 295.000 Netzkunden und die Einbindung der 20.000 dezentralen Einspeiseanlagen. ED Netze ist Partner der Kommunen und unterstützt sie mit netznahen Dienstleistungen wie Betriebsführungen von Wasser-, Straßenbeleuchtung- und Breitbandnetzen. Das Netzgebiet umfasst im Westen die Region südlich von Freiburg bis zum Hochrhein und reicht im Osten nördlich von Villingen-Schwenningen bis zum Bodensee. Ziel ist, die Netze auch für die Energiewelt der Zukunft leistungsfähig zu machen. Über die dezentralen Stützpunkte ist die ED Netze GmbH in ganz Südbaden vor Ort präsent. Sie gehört zur Unternehmensgruppe der Energiedienst Holding AG.
Mehr Infos unter: www.ednetze.de
Übrigens: Wo es aktuell im Stromnetz der ED Netze Störungen gibt, finden Sie im Internet:
www.ednetze.de/unterbrechungen